Belohnung
oder Meckern ist doch eine Lösung
Tja, wie formulieren wir jetzt das, was heute passiert ist? Zuerst war das Frühstücksbuffet von einer asiatischen Gruppe überfallen, so daß wir erst später frühstücken können. Dann haben wir uns mit Reiseplanung beschäftigen müssen und nach wirklich sehr langem Hin und Her stellen wir fest: Wir müssen leider (heuchel) die Reise verlängern. Das Zusammenspiel Fähren, Noch-zu-Besuchendes und Fahrtstrecke haut nicht hin, da die Hurtigruten am relevanten Tag kein buchbares Schiff haben.
Havn til havn, Hvor vil du reise? | Die norwegische Seite von Hurtigruten
Bis wir das alles einigermaßen besprochen, gebucht etc. haben, wird es Mittag. Im Hotel werden mindestens 10 sehr leckere Kuchen an uns vorbeigetragen, denen wir sehnsüchtig hinterhersehen. Die Lobby füllt sich mit Rentnern, die sich offenbar zum Kaffee und Kuchen mit ihren Freunden im Hotel treffen. Wir kommen also weiterhin nicht los, denn die Versuchung war dann doch stärker als wir (und um keinen neidisch zu machen, haben wir davon keine Bilder erstellt, auch wenn eine unserer Leserinnen uns mit Foodfotografie auf die Probe stellen will).
Bis wir dann endlich mit Anziehen, Ausstattung zusammenpacken … fertig sind, ist es 14:00 Uhr geworden, um unseren fotografischen Pflichten endlich nachzukommen. So, jetzt wißt Ihr den ersten Teil. Was danach kommt, ist so absurd, daß es schwer auszusprechen ist: wir laufen lustlos durch den Ort, der auf dem besten Weg ist, eine Art Benidorm zu werden. Von Motiven keine Spur. Sehr spät losgekommen, eine schweigende Motivklingel, was sollen wir denn später hier zeigen??
Auf dem Rückweg zum Hotel entscheiden wir uns in letzter Minute, eine unscheinbare Brücke zu überqueren. Ab da wendet sich das Blatt: die Motivklingel ist eher ein Dauerton und die Außenbeleutung steigert sich langsam bis hin zum unerträglichen Kitsch. Wir füllen Karte um Karte und die Erkenntnis wächst, daß die Auswahl und die Bearbeitung der Fotos blutige Finger geben wird.
Nur ein kleiner Ausschnitt aus unserer Ausbeute
Abends essen wir in einem sehr urigen Restaurant u.a. Dorschzungen, -leber und -Rogen, sowie Stockfischsuppe. Mmmh, lecker das alles (auch hier keine Bilder, um Neid zu vermeiden und uns nicht bei einer Leserin zu blamieren).
Dann ruft sie wieder, die Aurora, und wir suchen nach einem Standplatz mit geeignetem Vordergrund. Über diese Stelle gibt es verschiedene Meinungen, so daß wir mehrere Standorte ausprobieren. Heute foppt uns die Aurora, immer wenn wir schußbereit in eine Richtung stehen, weil sie von dort herüberwinkt, taucht sie in der nächsten Sekunde am anderen Ende der Stadt auf. Und das große und überirdisch schöne Finale liefert sie, als wir unsere Fotoausrüstung im Auto verstaut haben und die Heckklappe (!) geschlossen ist.
Wir schaffen es nur noch, unsere Ausbeute zu sichten, und sind ob der Flut sehr froh, nicht schon früher losgegangen zu sein. Noch mehr Bilder hätten wir wirklich nicht geschafft. Sehr spät losgegangen, wenig fotogene Ecke, maximales Ergebnis.
Unsere Idee, die Stative auf den Hotelbalkon zu stellen und vom Bett aus den Fernauslöser zu betätigen, scheitert spätestens an unserer Müdigkeit, den Fernauslöser auch zu betätigen.
© 2020 Thomas Hieronymi