In 90 km bitte abbiegen - Last-Minute-Auslieferung
und ein lustiges Schlüsselsuchspiel
Obwohl die Nordlys schon um 6:30 Uhr in Trondheim ankommt, dürfen wir bis 8:00 Uhr die Kabine behalten und bis 9:30 Uhr an Bord bleiben. Also nutzen wir nochmal das tolle Frühstücksbuffet.
In der Zwischenzeit fährt schon jemand das Auto raus und stellt es am Hafen ab. Letzte Formalitäten sind erledigt, wir verlassen unter Protest (“ich will hier nicht weg”, “bitte darf ich hier bleiben”, “muß das sein”) das Schiff.
Ankommen in Trondheim
Eigentlich würden wir jetzt losfahren, da stellt sich heraus, daß einer von zwei Autoschlüsseln nicht auffindbar ist. Eine nicht extrem akribische Suche in allen in Frage kommenden Gepäckstücken und Kleidungsteilen befördert den Schlüssel nicht zu Tage. Um herauszufinden, ob der Schlüssel wenigstens bei uns ist oder noch an Bord der Nordlys, wird der noch vorhandene Autoschlüssel weit genug weggetragen und dann versuchsweise das Auto gestartet. Uff, das geht, somit ist immerhin geklärt, daß wir nicht nochmal an Bord hasten.
Der ahnungslose Beobachter hätte sich sehr über das gewundert, was jetzt passiert:
Es werden einzelne Gepäckstücke hin- und hergetragen, um die Suche weiter einzugrenzen. Aber seltsamerweise ergibt das kein Ergebnis. Auf einmal scheint der Schlüssel doch weg zu sein.
Ratlos stehen wir da, als uns plötzlich klar wird, wo der Schlüssel ist: in der Jackentasche einer Person, die bisher keinen Schlüssel hatte, ihn aber versehentlich aufgrund einer Jackenverwechslung dort hineingesteckt bekommen hat - ohne es zu wissen. Die Jacke wurde aber erst nach der ersten Testreihe angezogen, was den Versuchsaufbau an einer Stelle verändert hat, bei der wir keinen Einfluß erwartetet hatten.
Wir brauchen 10 Minuten, um uns vom Lachen zu erholen.
Dann folgen 500 langweilige Kilometer,
in denen die Temperatur von -2 in Trondheim über -9 beim Mittagessen und um die 0 Grad in Oslo fröhlich schwankt, 500 Kilometer, die nur von ein paar bunten Elchgeweihen aufgelockert werden. Was uns daran erinnert, daß uns noch ein Elch geschuldet wird. Wir sehen sehr viele Spuren im Schnee, die auf reges Überqueren der Straße schließen lassen. Dann, ja dann sehen wir ihn, DEN Elch! Er tritt aus dem Wald, bereit alles niederzustampfen was ihm im Weg steht.
Gleichzeitig setzen wir unsere ungeplante Toilettentour fort.
Toilette Nr:?
Das Mittagessen besteht aus Tee, Kaffee in unterschiedlichen Größen, Schokolade und Lakritz.
und unser Mittagessen
Uah, die Strecke zieht sich, das Navi langweilt sich auch: in 90 Kilometer abbiegen, die Chauffeure des Tages werden mehrmals ausgewechselt.
Wir erstellen Einkaufslisten für Olympus-Produkte (mindestens zwei EM1 Mark 3, ein 12-100 - dieses ist ein sehr begehrtes Objektiv und auf dieser Reise kam es mehrmals vor, daß eine unbeobachtete Kamera plötzlich ein anderes Objektiv vorne dran hatte, weil begehrliche Finger das 12-100 umgeschraubt haben (Anmerkung der begehrlichen Finger: Alles Lüge und Erpressung)).
Je näher wir an Oslo kommen, desto voller werden die Straßen, glücklicherweise ist es Freitag und die Osloer strömen in Scharen aus Oslo heraus und verstopfen nur die Gegenrichtung.
Somit finden wir einen Parkplatz vor unserem Hotel, essen noch etwas und sind ein weiteres Mal fleißig.
Einige von uns freuen sich auf Nächte ohne Schaukeln und Brummen (sogar die Bären, die endlich ihr eigenes Brummen wieder vernehmen können).
© 2020 Thomas Hieronymi