Die Wecker haben sich daran gewöhnt, unmenschlich früh zu klingeln. Die Fähre geht um 7:00 Uhr. Der Wind der letzten Nacht tobt immer noch und dementsprechend wackeln wir bei den Abschiedsfotos auf der Fähre. Gleichzeitig wird die EM1.3 einer unbeabsichtigten Prüfung der Wasserfestigkeit unterzogen. Uijuijui, wenn das Olympus erfährt! Eine große Menge Gischt hüllt Mensch und Kamera ein. Beides muß dann mühsam vom Salz befreit werden.
Kaum unter Deck werden 1-2 Reiseteilnehmer überraschend und teilweise intensiv seekrank. Zitat: “Man konnte sehen, wie du grün im Gesicht wurdest”. Auch anderen Passagieren geht es so und in der Keramikabteilung geht es lebhaft her. Dank eines Spezialkaugummis läßt sich das beheben und die restlichen drei Stunden der Überfahrt schlafen wir friedlich. An Bilder haben wir zu dieser Zeit nicht unbedingt gedacht. Schade.
Leichter Seegang. So sah es vor unseren Sitzen im oberen Stockwerk der Fähre aus.
In Bodø angekommen suchen wir als erstes eine Tankstelle auf, da wir jetzt in tropischen Temperaturen weiterfahren und die Reifen seit Rovaniemi auf Minusgrade eingestellt sind (in Rovaniemi meldete der Wagen zu wenig Luftdruck, so dass wir Luft tanken mussten).
Als die Luft raus ist, suchen wir das nächste Einkaufszentrum, weil wir in den letzten Wochen sehr gute Erfahrungen mit den dort befindlichen Cafés gemacht haben. Dieses ist besonders gut und wir frühstücken ausgiebig.
Der Weg ist das Ziel
Erster Programmpunkt für heute: der Saltstraumen. Er ist nicht ganz so imposant, wie in diversen Reiseführern beschrieben und wir sehen auch keine Möwen, die sich aus den armen durcheinandergewirbelten Fischschwärmen das Essen mühelos herauspicken.
Weiter geht es auf der Route 66 von Norwegen: die Straße KV17. Für manche von uns steht hier das K für Kreisch-Straße, aber wir fahren nur den harmlosen Teil. Oder liegt es an den im Spezialkaugummi beinhalteten Substanzen?
Unterwegs setzen wir die Toilettentour von gestern fort, aber wir müssen wieder suchen, die Beschreibungen sind vage.
Bei uns ist die Luft auch um mindestens 0,3 bar raus - wir leiden an optischer Reizüberflutung, Schlafmangel und der Hitze von 6 Grad. Die Straßen sind ungewohnt grau, die Berge teilweise nur leicht weiß gezuckert, wir kommen damit nicht gut klar.
Erste kurze Erkenntnis der letzten Wochen: 3 Wochen ist zu kurz, lieber 4-5 Wochen unterwegs sein und auch mal Erholungstage einlegen. Falls jetzt jemand ungläubig kichert: genau, wir hätten das auch nicht hinbekommen. Aber träumen ist erlaubt.
Da unten ist irgendwo unser Hotel
Wir kommen am Hotel an, das einen eher schlichten Eindruck auf uns macht, der dann aber mit umwerfendem Service, Herzlichkeit, Qualität etc. sich als falsch herausstellt. Falls uns Kommentare erreichen, daß wir den Namen des Hotels offenbaren sollen, werden wir das ausnahmsweise tun, sie haben “Werbung” verdient.
Jetzt sitzen wir an der Arbeit und das plötzliche “Pling” des Aurora-Alarms verhöhnt uns: 100 % Wolken am Hotel, direkt am Hafen von Ørnes.
© 2020 Thomas Hieronymi