Der Broadway von Mainhatten
Text: U. Lobert / Fotos: Th. Hieronymi
In Frankfurt am Main
ist das größte englischsprachige Theater des europäischen Festlands zu Hause: The English Theater. 2002 stand es kurz vor dem Aus, konnte sich aber unter der Leitung von Daniel Nicolai in den letzten 10 Jahren in die Gunst des Publikums zurückspielen – durch einen bunten Genre-Mix und durch die besondere Qualität und Kreativität seiner Inszenierungen.
Frankfurts English Theatre
wurde 1979 im Stadtteil Sachsenhausen gegründet. Klein, fein und ambitioniert. Nach einigen Umzügen siedelte es sich 2003 im Wolkenkratzer „Galileo“ in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bankenviertel an. Seitdem gilt es als echte Theater-Größe auf dem europäischen Festland. Und das nicht nur aufgrund seiner 300 Sitzplätze. Jede Spielzeit zieht es rund 78.000 Gäste in Thriller, Dramen, Tragödien, Komödien und Musicals. Sämtliche Produktionen bewegen sich auf künstlerischem Top-Niveau. Deshalb reist inzwischen nicht nur eine Fan-Gemeinde weit über die Grenzen des Rhein-Main-Gebiets an. Auch Theaterleiter aus anderen Städten sehen sich regelmäßig die umjubelten Aufführungen in Frankfurt an.
Die Spezialität des Hauses
Das Musical ist eine Spezialität des Hauses. In jeder Saison steht eines auf dem Spielplan. Und das, obwohl das Genre in Deutschland einen weit weniger glanzvollen Namen als in Amerika und England hat. Grund dafür ist, dass man in Deutschland oft kommerzielle Touring-Produktionen sieht – effektvoll, aber mit einigen Kompromissen bei Inhalt, Tanz und Gesang. „Wir bringen gern Musicals auf die Bühne, die eine Geschichte erzählen, Musicals, die nicht nur „fluffy“ sind mit schönen Songs und sonst nichts dahinter“, erklärt Daniel Nicolai seinen Anspruch an das Genre. Mit dem Musical will der kreative Intendant ein weites Publikum ansprechen und auch an andere Produktionen heranführen. Denn viele wagen sich nicht an ein englischsprachiges Drama. „In ein Musical geht auch mal jemand, der vielleicht nicht so gut Englisch kann. Und wenn er merkt, dass er alles einfach auf sich einwirken lassen kann, geht er auch mal in eine Komödie oder einen Thriller. Unsere Stücke erschließen sich wunderbar durch die Darstellung auf der Bühne“, beruhigt Nicolai.
Do it yourself
Ob Musical, Thriller, Drama oder Komödie – kein Stück wird von den Frankfurtern fertig eingekauft, sondern stets selbst produziert. Ohne festes Ensemble. Für jede Produktion werden Regisseur, Kreativ-Teams und Künstler neu gecastet und engagiert. Und zwar dort, wo die großen Talente zu finden sind: am New Yorker Broadway oder im renommierten Theaterdistrikt im Londoner West End. Der Schwerpunkt liegt auf London. „Wenn Sie auf einem gewissen Level englischsprachiges Theater machen wollen, ist es weit billiger nach London zu fliegen, dort selbst zu produzieren und alles einmal hierher zu fliegen. Wir produzieren praktisch im großen Spagat über den Ärmelkanal. Es kommt nur auf die reibungslose Kommunikation an. Vieles wäre ohne Internet so nicht möglich. Oder viel teurer“, verrät Nicolai mehr über seine Arbeit. Nicht nur sämtliche Castings, auch die Proben finden zunächst in Englands Theaterhochburg statt. Der Regisseur lässt die Akteure dabei unter anderem in die jeweilige Epoche des Stücks eintauchen. Dazu werden unzählige Flipcharts mit Fotos, Dokumenten und weiterem Material aus der jeweiligen Zeit aufgestellt.
Nur wenige Wochen
vor den Premieren treffen die Kreativ-Teams und Künstler samt Band, Lichtdesign, Sounddesign und den Bühnenbildern mit Möbeln und Requisiten in Frankfurt ein und machen sich mit der Bühne vertraut. „Wir haben hier nur ein kleines Lager für Requisiten, weil wir mitten in der Stadt sind. Deshalb leihen wir einiges von anderen Theatern aus. Was selbst gebaut werden muss, versuchen wir aufzuheben, umzubauen und wiederzuverwenden, um Geld zu sparen. Beim Musical „Tommy“ ist das geglückt, weil es auf Tournee gegangen ist ... www.english-theatre.de
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